Dr. Carol Look´s Protokoll über
zwanghaftes Essen und Gewichtsreduktion
Mein Fress-Sucht- und Gewichtsreduktions-Protokoll ist in 4 Sektionen unterteilt:
1. Teil – Die Gegenwart
Der erste Abschnitt ist das derzeitige und konkrete Verhalten oder Symptom, dass der Patient als sein Problem beschreibt. Offensichtlich gibt es viele Schichten unter den Symptomen, aber diese Symptome erst mal direkt anzugreifen, ist zu Beginn einfacher. Außerdem tauchen einige Schichten auf, wenn man sich konkret mit dem Essverhalten befasst.
Die häufigsten Sätze, die Patienten mir bezüglich Ihrer „Sucht“ oder Ihres Übergewichts nennen, sind die Folgenden:
„obwohl ich ess-süchtig bin, liebe und akzeptiere ich mich so wie ich bin.“
„obwohl ich auf´s Essen versessen bin, liebe….“
„obwohl ich nach Zucker süchtig bin,…..“
„obwohl ich Nachts eine Gier nach Süßigkeiten habe,….“
„obwohl ich einen enormen Appetit habe, ….“ (wir werden später auf die wahren Ursachen dieses Appetits zu sprechen kommen)
“obwohl ich ein heimlicher Esser bin, …”
„obwohl ich nachts unkontrolliert esse,….“
Ich bitte den Patienten, 3 x täglich zu tappen, mit den o.g. Sätzen, die sie und ihr Problem am besten treffen. Ich bitte sie, es früh morgens und am späten Abend zu machen, wenn sie nicht gerade im Kampf sind, NICHT essen zu wollen. Wenn jemand wartet, bis die Sucht da ist, wird es schwierig, den Prozess zu Ende zu bringen. Auch wenn sie es dann trotzdem tun können.
Zwei weitere interessante Sätze tauchten auf, die manchen Patienten wirklich zu helfen schienen:
„obwohl ich immer den Drang habe zu essen, wenn ich Essen RIECHE, ..“
„obwohl ich diese Sucht verspüre, sobald ich Essen SEHE,….“
dies sind sehr kraftvolle Sätze.
Dann gehe ich weiter zu den tieferliegenden Gefühlen und Ängsten, die das Verhalten steuern: Klassische Sätze, die auf viele Patienten zutreffen sind Folgende:
“obwohl ich esse, wenn mir langweilig ist…”
„obwohl ich esse, wenn ich sauer bin…“
„obwohl ich esse, wenn ich alleine bin…“
„obwohl ich mich überesse, um mir weh zu tun…“
„obwohl ich esse, um meine Gefühle zu verdrängen…“
„obwohl ich esse, um mich zu beruhigen…“
„obwohl ich mich überesse, um mich zu verstecken…“
„obwohl ich nachts fresse, weil ich denke, dass ich wertlos bin….“
„obwohl ich mich überesse, weil ich mich nicht liebe….“
Ich empfehle, dass Du mit dem Patienten nach Sätzen suchst, bis ihr die passenden gefunden habt. Normalerweise wirst Du an seiner Reaktion erkennen, wenn ihr fündig geworden seid.
Zwei weitere wesentliche Schlüssel-Punkte sind meiner Meinung nach die Schuld und der Selbsthass. Dies sind keine motivierenden Faktoren für jemanden, der abnehmen will, daher hilf ihm, die Schuld über seine Ess-Störung zu verlieren.
„obwohl ich mich hasse, weil ich mich immer überesse….“
„obwohl ich mich schuldig fühle, wenn ich mich überesse…“
„obwohl ich mich schuldig fühle, übergewichtig zu sein…“
Helfe ihnen, diese Gefühle zu reduzieren, so dass sie keinen Rückfall erleiden und nicht wieder durch die Ängste und andere Gefühle zum Essen genötigt werden.
Ich nutze den Klopfpunkt des Zeigefingers und sage:
„Ich vergebe mir mein Überessen….oder das Essen, wenn ich nicht hungrig bin….oder das Essen, wenn ich böse bin…usw….“
Sie müssen sich selbst das zwanghafte Verhalten verzeihen, dass scheinbar außer ihrer Kontrolle ist. Der Selbsthass muss reduziert werden, sonst wird es keinen dauerhaften Erfolg geben.
Eine Anmerkung über Schuldgefühle: Ich arbeitete 8 Jahre lang an dem „Freedom Institute for alcoholics, addicts and their family members“ („Freiheits-Institut für Alkoholiker, Süchtige und ihre Famlienmitglieder“). Die Gruppe „A.C.O.A.“ verdient spezielle Erwähnung. Es sind die erwachsenen Kinder von Alkoholikern, die von mindestens einem süchtigen Elternteil großgezogen wurden. „ACOA´s“ leiden oft an Schuldgefühlen, die sie durcheinanderbringen. Sie berichten, dass sie zerrissen sind in dem Glauben, niemals gut genug zu sein, als Kind nie gut genug gewesen zu sein, um ihre Eltern vom Trinken abzuhalten. „Wenn ich nur nett genug, gut genug, clever genug usw. gewesen wäre, hätte Mama bestimmt für mich aufgehört, zu trinken“.
Natürlich stimmt das überhaupt nicht, aber 8-jährige Kinder verstehen nichts von Süchten. Arbeite tief mit den Patienten, die mit einer Funktionsstörung großgezogen wurden und entferne die ganze Schuld, sonst wirst Du keinen langfristigen Erfolg haben! Viele ACOA´s haben dem Alkohol abgeschworen wegen der Assoziationen zu ihren Eltern. Stattdessen haben sie sich dem Essen zugewandt, weil dies eher akzeptiert wird. Tieferliegende Ängste werden oft nicht diagnostiziert und behandelt.
2. Teil – Die Vergangenheit
In diesem Teil der Behandlung wende ich mich an die grundlegende Selbstachtung und Wertschätzung der Patienten. Ich bitte sie, drei der schlimmsten Vorfälle aufzuschreiben oder zu benennen, die ihre Selbstachtung verletzt haben und bitte sie, diese zu tappen.
Oft drehen sich diese Vorfälle um die Scham für ihren Körper oder ihre frühen Essgewohnheiten. Ich frage dann, welches die „lauteste“ Erinnerung ist, die, an die man sich am meisten erinnert, die schlimmste. Ich frage auch, wann sie das Essen zum ersten Mal als Friedensstifter entdeckt haben und wende mich an die darunterliegenden Gefühle, die damals vorherrschten.
Ich frage außerdem nach dem Essverhalten der ganzen Familie, wie die Atmosphäre am Abendbrottisch war usw…. das bringt oft neues Material….womit sie tappen können.
„obwohl ich ängstlich bin, wenn ich mich zum Essen hinsetze…“
“obwohl ich Essen mit Kämpfen verbinde…“
“obwohl ich Essen mit Mamas Liebe verbinde….“
“obwohl ich mich ohne Essen schutzlos fühle…“
“obwohl ich esse, um mich besser zu fühlen…“
Ich frage die Patienten nach der schärfsten Kritik, die sie je über ihr Körper-Äußeres gehört haben usw….ich lasse sie die Scham tappen oder was immer das schlimmste Gefühl war. Dieser Abschnitt kann Zeiten aufdecken, an denen eine Wende auftrat und es kann sein, dass man hier längere Zeit braucht. Bitte geh langsam und respektvoll vor, und Du wirst ganz viel in Bewegung bringen.
3. Teil – Die Zukunft
Ich teste die Patienten, um zu sehen, wie sie sich in Zukunft fühlen würden, wenn sie ihr unkontrolliertes Essen einschränken müssten. Ich stelle ihnen die folgenden Fragen und tappe ihre Reaktion:
1. “Stell Dir vor, Du darfst abends keine Bonbons essen – wie fühlst Du Dich?“ Oft sagen sie: ängstlich, böse, einsam oder irritiert. Wir tappen die Antworten.
2. “Stell Dir vor, Du bist so schlank, wie Du gerne sein möchtest. Was passiert? Wie fühlst Du Dich?“ Hier kommen oft ganz viele Antworten. Manchmal sagen sie, sie verdienten es gar nicht, oder sie sind ängstlich, oder sie fühlen sich ohne ihr Schutzschild nicht mehr sicher usw…. Manchmal sagen sie, dass sie nicht möchten, dass andere auf sie neidisch sind oder Kommentare über ihr neues Äußeres abgeben. Wir tappen alles, was an Gefühlen hochkommt.
3. “Stell Dir vor, Du beschäftigst Dich mit den tieferen Gefühlen, die dein Essverhalten provozieren. Wie fühlst Du Dich?“ Sie fühlen sich oft ängstlich oder wehren sich dagegen, sich damit zu auseinander zu setzen und geben zu, dass sie stattdessen lieber das Essproblem und das Übergewicht ertragen würden. Hier könnte das Tappen z.B. so aussehen:
„obwohl ich Angst davor habe, meine Depression aus der Kindheit anzuschauen,…“ oder „obwohl ich Angst habe, mich mit den Wutausbrüchen meines Vaters zu beschäftigen….“
Dann behandle ich spezifisches, sabotierendes Verhalten und frage sie, welche Theorien sie für sich selbst haben, mit denen sie evtl. ihren Fortschritt sabotieren. Ich bitte sie, die folgenden Aussagen laut auszusprechen und all das zu tappen, was eine Reaktion auslöst:
„Es ist nicht sicher für mich, Gewicht zu verlieren.“
“Es ist nicht sicher für andere, wenn ich Gewicht verliere.“
“Ich fühle mich nicht von meiner Familie unterstützt.“ (Ich hab oft von Patienten gehört, die Schokoladen-Torte angeboten bekommen, wenn sie gerade anfangen, abzunehmen).
“Ich verdiene es nicht, mit meinem Körper glücklich zu sein“
Ich bitte sie auch, ihr Gewicht zu nennen (z.B. „Ich wiege 125 Kg“) und zu schauen, welche Gefühle dabei hochkommen. Wie in manchen Tap-Sätzen, die von der sportlichen Leistung handeln, lasse ich sie tappen:
„obwohl ich eine Blockade habe, weniger als 100 kg zu wiegen…“ oder
“obwohl ich mit selbst sabotiere, sobald ich weniger als 90 kg wiege,…“
Ich bitte sie auch, diese Sätze zu tappen:
„auch wenn ich diese Ess-Störung niemals überwinden werde..“
“auch wenn ich niemals abnehmen werde…“
Diese beiden Sätze scheinen bei dem unvermeidlichen Gefühl der Verzweiflung zu helfen, dass viele Leute haben, die unkontrolliert essen. Die Patienten sagen oft, dass sie diese Sätze nicht sagen wollen, weil sie nicht stimmen. Aber ich dränge sie, sie trotzdem zu sagen. Es scheint, als würden unbewusste und energetische, das Abnehmen verhindernde Blockaden dadurch reduziert und das unkontrollierte Verhalten gestoppt.
Offensichtlich gibt es so viele weitere Sätze und Ansätze, mit denen Patienten tappen können. Es kommt ganz auf ihre bestimmten Muster an. Die ZWINGENDSTEN Punkte sind die der Scham, der Schuld, des Selbsthasses und der Angst.
4. Teil – Extras
1. Scheinbar stören eingeschränktes Essen, ständiges Diäten, der Jojo-Effekt und das ständige Ab- und Zunehmen die Balance unseres Drüsensystems und folglich die Balance des Stoffwechsels. Das frustriert besonders die Patienten, die glauben, dass sie zwischen ihren Fressanfällen mit gelegentlichem Hungern abnehmen könnten. Der Metabolismus reagiert, indem er jedes letzte Stückchen Nahrung speichert, weil er annimmt, dass bald die nächste Hungerperiode kommt. Das verlangsamt oft zu Beginn den Erfolg für einige Menschen, da der Stoffwechsel rebelliert und auf Sparflamme geht. Daher hört man öfters von Leuten, die zunehmen, obwohl sie nicht viel essen. Ich empfehle meinen Patienten, sich zu informieren, wie Stress das Hormonsystem, die Insulinproduktion und die Grundlagen der Nahrung beeinflusst.
2. Ich weiß, dass es viel negative Berichterstattung über kohlenhydratarme Kost gibt, aber sprich mal mit einem Kohlenhydrat- oder Zuckersüchtigen oder mit jemandem, der hypoglykämisch ist, und sie werden Dir sagen, dass es einen Unterschied macht, welche Nahrung sie essen und wann. Sie finden, dass Brot und Zucker einen Zwang auslösen, mehr Brot und Zucker zu essen. Es leuchtet ein, wenn man die Grundprinzipien von Süchten betrachtet: Alkoholiker z.B. wissen, dass „ein Drink zu viel ist und eine Million Drinks nicht ausreichen“. Genauso fühlt ein Zuckersüchtiger. Hilf ihm, indem Du ihn tappen lässt:
“obwohl ich außer Kontrolle bin“ oder
“obwohl ich Essen nicht widerstehen kann“
3. Tappe einen unausgeglichenen oder niedrigen Stoffwechsel. Die Leute lieben das!
„obwohl mein Stoffwechsel zu langsam ist…“
“obwohl mein Stoffwechsel unausgeglichen ist…“
4. Du kannst tägliche Affirmationen nutzen, wie z.B.
„ Ich danke Dir, Gott, dass Du meinen Stoffwechsel aktivierst…“ oder „ Ich danke Dir, Gott, dass Du mich von meiner Fresssucht heilst…“
5. Ich tappe mit den Leuten IMMER genau die Sätze, die sie sagen wollen. Oft haben sie gesagt, dass sie nicht aussprechen können: „…liebe und akzeptiere ich mich so wie ich bin“. Dann sage ich es laut und vielleicht folgen sie mir.
Viel Erfolg und hab´ Ausdauer! Deine Patienten werden feststellen, dass sie anfangen, die Fresssucht und das Essenplanen „zu vergessen“. Und sie werden ihre Zeit mit anderen Aktivitäten als mit heimlichem Essen oder Einkaufen von Essen verbringen. Sobald die tiefer liegenden Aspekte angesprochen und die Basis des symptomatischen Verhaltens weggetappt werden, wird sich das Gewicht reduzieren.
Autor: Dr. Carol Look
Titel: Dr. Carol Look’s Compulsive Overeating And Weight Loss Protocol
Übersetzt von Ulla, mit freundlicher Genehmigung.
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